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Unser Urlaub erfüllt verschiedene Zwecke: alleine, mit der Familie oder Freund*innen eine feine Zeit zu verbringen, neue Städte und Länder zu besichtigen, Sport zu betreiben, einfach mal weg sein, einfach mal nichts tun oder Neues tun.

Urlaub dient der Gesundheit und dem Wohlbefinden

Laut Gesetz ist Urlaub – Erholungsurlaub – und dient somit der Erholung und dem Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmer*innen.

Und dann hat man sich wochen- oder monatelang auf diesen Urlaub gefreut und eine Erkältung macht sich breit und verwandelt die freie Zeit nur zum bedingten Genuss. Ist das nicht ungeheuerlich?

Bild: Frau kuschelt auf dem Sofa

Dieses Phänomen trägt den Namen „Leisure Sickness“ – also Erkrankung in der Freizeit und schon alleine die Tatsache, dass es einen eigenen Begriff dafür gibt, sagt aus, dass das kein Einzelfall ist. In Deutschland erkrankt jede*r zehnte (!) im Sommerurlaub und in Österreich wird das nicht anders sein.

Von der Arbeit direkt nach Bangkok

Die Ursache liegt meist schon vor dem Urlaubsantritt. Besonders viel Arbeit begünstigt die „Freizeitgrippe“. Am Abend vor dem Urlaubsantritt werden schnell die Koffer gepackt, die Tiere zur Mama gebracht, die Schlüssel für die Wohnung der netten Nachbarin zum Blumengießen übergeben usw. Nicht selten kommt es vor, dass man sogar am Tag der Abreise noch ein paar Stunden oder den ganzen Tag arbeitet um dann von jemanden (Taxi, Freund*in, Familie) direkt abgeholt zu werden und flugs ist man schon auf dem Weg nach Malta, Griechenland, Stockholm, Bangkok… Und auch die Tage davor sprechen Bände. Es muss ja noch vieles vorbereitet werden. Projekte abgeschlossen, Dinge übergeben, Kund*innen informiert werden und, und, und. Wir laufen auf Hochtouren.

Zeit zum Herunterkommen haben wir ja dann im Flugzeug, Auto, Bus, im Zug oder halt am Urlaubsort. Und genau das passiert dann auch, wenn man krank im Bett liegen muss oder sich Unwohlsein ausbreitet und statt Stadtbesichtigung der Liegestuhl die ungewollte Alternative bedeutet. Dafür kann man jetzt ja die e-Mails checken und die eine oder andere Mail beantworten.

Immer und überall erreichbar

Wahrscheinlich ist es am besten, man kommt gleich gar nicht runter und checkt zwischendurch die e-Mails oder hört die Mobilbox ab.

Falsch! Denn dafür ist der Urlaub nicht gesetzlich vorgeschrieben worden.

Unter der juristischen Definition für Urlaub findet man: … die zeitweise Freistellung der Arbeitnehmer*innen von der vertraglich geschuldeten Arbeitspflicht. Und mit zeitweise ist keinesfalls ein paar Stunden gemeint. Auch der E-Mail Check zählt zur Arbeitspflicht. Dauert eh nur 2 – 3 Minuten, werden manche sagen. Ja, das stimmt vielleicht, jedoch hindern diese paar Minuten einen daran, ganz abzuschalten und wieder Energie für die Zeit nach dem Urlaub aufzutanken. Auch Sportler*innen machen nach einem Marathonlauf Pause. Und die meisten leisten heute in der Arbeit Vergleichbares wie ein Triathlon. Urlaub soll den Effekt von Entspannung, Vergnügen und Genuss haben um wieder Stärke und Ausdauer zu gelangen.

Bild: 2 Kinder am Laptop

Wir müssen Leben retten

Einer meiner erholsamsten Urlaube war der auf Kuba. Nicht, weil dort die Menschen sowieso anders leben – ich glaube die haben gar kein Wort für Stress (zumindest nicht so, wie wir es einsetzen oder verstehen) – auch nicht, weil wenige Autos unterwegs sind und Pferdekutschen oder Räder das Landschaftsbild prägen.

Ich hatte 2 ½ Wochen keinen Zugang zu Handy und Internet. Am Anfang war ich eher verzweifelt als erfreut. Doch dann genoss ich es von Tag zu Tag mehr. Ich konnte so richtig abschalten, nicht nur das Handy. Ich hatte Vorsorge getroffen, dass während meiner Abwesenheit nichts passieren kann. Meine Kund*innen waren informiert. Eine nette, ansprechende Abwesenheitsnotiz für eintreffende e-Mails und eine persönliche, fröhliche Ansage auf meiner Handybox taten ihr übriges.

Ehrlich gesagt tue ich mir vielleicht leichter als andere, denn ich muss keine Leben retten. Wenn ich mich jedoch so umsehe und -höre, dann habe ich das Gefühl, dass es nur mehr Menschen gibt, die ständig Leben retten müssen, die sozusagen unverzichtbar in ihrem Beruf sind. Und dann gibt es da noch meine Freundin Dr. Lilli. Sie ist Ärztin und rettet Leben und sie genießt ihren Urlaub ganz ohne e-Mails und Handyanrufe.

Auch Gernot, hat es geschafft. Als Vertriebsleiter hatte er hohe Verantwortung. Nicht ständig erreichbar zu sein, war unvorstellbar. Die Anforderungen und das Arbeitspensum stiegen kontinuierlich an. Bis zu einem Punkt, wo es faktisch klick gemacht hat. Da hat er erkannt, dass er so nicht auf ewig weitermachen kann. Er traf eine Entscheidung. Er teilte seinem Vorgesetzten und seinen Kolleg*innen mit, dass er in seinem zweiwöchigen Urlaub nicht erreichbar sein wird. Das Unverständnis und die Aufregung waren groß. Wie soll das gehen? Wie stellst du dir das vor? Ich sag´s gleich vorweg: es ging. Er hat gute Vorkehrungen für seine Abwesenheit getroffen und auch er hat erkannt, dass durch seine Abwesenheit weder die Firma in Konkurs geraten, noch dass jemand sein Leben verlieren wird.

2 Wochen Urlaub gehen nicht

Marie und ich sind ja aufgrund unserer Tätigkeit als Beraterinnen und Coaches mit Überlastung am Arbeitsplatz laufend konfrontiert. Etwas ist uns in den letzten Jahren aufgefallen, nämlich, dass immer mehr Leute Kurzurlaube (im Durchschnitt 3 Tage) machen statt des dreiwöchigen Urlaubs zum gänzlichen Abschalten. Mag sein, dass diese Personen lieber Stadtbesichtigungen machen, als Fernreisen. Und dagegen spricht auch gar nichts. Viele tendieren jedoch zu Kurzurlauben, damit nicht zu viel Arbeit liegen bleibt oder Kolleg*innen zusätzlich belastet werden. Beachten sollte man dabei, dass wirkliches Abschalten in so kurzer Zeit nur bedingt möglich ist.

Im Rahmen einer Studie hat man festgestellt, dass der Höhepunkt für Wohlbefinden und Gesundheit am 8. Tag des Urlaubes eintritt. Also sollte man zumindest 1 x im Jahr einen Urlaub machen, der länger als 8 Tage dauert. Für öfter Kurzurlaube machen spricht, dass der Erholungswert nach dem Urlaub nicht ewig anhält (nur bis zu 4 Wochen) und es daher vernünftig ist, seinen Urlaub in mehrere Etappen (mit einer großen) einzuteilen.

Gesundheit und Wohlbefinden steigern

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass soziale und passive Aktivitäten die Gesundheit und das Wohlbefinden im Sommerurlaub besonders fördern. Also einerseits mit anderen Zeit zu verbringen und andererseits zum Beispiel ein Buch zu lesen oder auf der Liegematte zu entspannen. Wobei es überhaupt keine Rolle spielt, wo das ganze stattfindet. Also egal ob im fernen Land oder zu Hause auf Balkonien.

Bild mit einem e-Book Reader und Büchern

Vorbeugen als Rezept gegen Leisure Sickness

Erkranken kann man leider immer. So auch im Urlaub. Es gibt jedoch auch Vorbeugungsmaßnahmen, die es der Leisure Sickness erschweren, sich im wohlverdienten Urlaub breit zu machen. Es gilt schon im Alltag ein gewisses Maß an Belastungen – vor allem langfristige – im Zaum zu halten. Der Müßiggang, also aktives Nichtstun, stellt dafür auch eine gute Variante dar. Egal ob vor, im oder nach dem Urlaub. Mehr dazu findest du in unserem Blogbeitrag Müßiggang – aktives Nichtstun.

Bild einer Frau die auf der Wiese liegt und die Sonne genießt

Und nach Kuba

Ein Problem hatte ich bei der Rückkehr von Kuba. Ich habe alles als laut, hektisch und teilweise auch unnötig empfunden. Der Jetlag setzte noch eines drauf. Gut, dass ich nicht gleich wieder mit der vollen Kraft voraus arbeiten musste, sondern noch ein paar Tage zum Akklimatisieren hatte.

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